Ansprache des Herrn Bundesminister Mag. Thomas Starlinger
Wir gedenken heute des Entscheids Maria-Theresias die Theresianische Militärakademie zu gründen.
Diese Gründung geschah am 14. Dezember 1751, also vor 268 Jahren.
Seitdem ist viel passiert. Das Bundesheer hat viele Einsätze im In- und Ausland und viele Reformen durchlebt. Generationen von Soldaten haben an der MilAK ihre Ausbildung zu Offizieren absolviert. Fähnriche, Offiziere und Ihre Kommandanten kommen und gehen – und so manche, die hier vor Jahren die Schulbank gedrückt haben, bilden jetzt selber unseren Nachwuchs aus.
Wir kennen alle den berühmten Satz von Maria Theresia, den sie zum ersten Kommandanten gesagt hat: „Mach er mir tüchtige Officiers und rechtschaffene Männer daraus!“
Und diesen Anspruch stellen wir auch heute. Aber dazu später.
Auf jeden Fall ist die MilAk die einzige Bildungsstätte dieser Art in Österreich.
Eng mit dem Stiftungsfest verbunden ist die Vereinigung „Alt- Neustadt. Es sind heute Nachmittag ja noch viele Mitglieder hier – auch wenn der Festakt zur Jubiläumsfeier schon am Vormittag stattgefunden hat.
Diese Vereinigung besteht bereits seit 100 Jahren. Sie muss daher offensichtlich auch einen eigenen Wert, einen Nutzen haben.
Der Sinn dieser Vereinigung liegt aus meiner Sicht nicht nur darin, Kontakte zu vertiefen, die Kameradschaft zu fördern, Netzwerke zu bilden oder karitativen Projekten nachzugehen. Das können andere Vereine auch.
Diese Vereinigung bewahrt vielmehr die Neustädter Tradition. Sie hält das Berufsbild des Berufsoffiziers aufrecht und entwickelt es weiter – all das auf Basis der Tradition der Theresianischen Militärakademie und ihres Gründungsauftrages.
Sie soll ihre Mitglieder bei ihrem beruflichen Werdegang und bei der persönlichen Weiterentwicklung fördern und unterstützen. Daher macht es auch Sinn, wenn der jeweilige Generalstabschef die Funktion des Präsidenten der Vereinigung übernimmt und der Vizepräsident vom Akademiekommandanten gestellt wird. So wie es der Leitsatz vorgibt, ist die Verbindung von „Tradition“ mit „Innovation“ und „Kameradschaft“ auch weiterhin der richtige Weg in die Zukunft.
Doch nun zur Theresianischen Militärakademie selbst.
Der Spruch „Mach er mir tüchtige Officiers und rechtschaffene Männer daraus!“ gilt für mich noch immer. Daher richte ich mich jetzt an den derzeitigen Kommandanten GenMjr Pronhagel:
Ich erwarte mir für die jungen Soldaten und Soldatinnen der Theresianischen Militärakademie eine solide Ausbildung. Im Spruch heißt es “tüchtige Officiers“ und „rechtschaffene Männer“.
Das ist ein dualer Auftrag!
Die Militärakademie hat somit einen fachlichen und einen erzieherischen Auftrag. Bildung ist mehr als die Anhäufung von Wissen, daher soll die Ausbildung der Fähnriche auch mit Erziehung verbunden sein. Das bedeutet: die Fähnriche sollen bis zur Ausmusterung neben dem rein fachlichen Wissen auch die allgemeinen soldatischen Werte und Tugenden vermittelt bekommen und damit das nötige Rüstzeug für ihren weiteren beruflichen Lebensweg als Offizier erhalten. Es geht um:
Kameradschaft im Sinne solidarischen Handelns!
Mut im Sinne des Vertrauens in die eigene Kraft!
Tapferkeit im Sinne von Zivilcourage!
Disziplin im Sinne einer wertbewussten inneren Haltung, die sich auch in der äußeren Haltung widerspiegelt
Das heißt: Man soll nicht nur fachlich gut sein, sondern auch soldatische Umgangsformen vorweisen können. Man soll bereit sein, Verantwortung zu tragen, pflichtbewusst, diszipliniert und kameradschaftlich sein.
Das hat nach wie vor einen Wert und seine Berechtigung, und das erwarte ich mir auch von denjenigen Soldaten und Soldatinnen, die künftig von der Theresianischen Militärakademie ausmustern.
Wie Sie alle wissen, erlebt das Österreichische Bundesheer gerade eine schwierige Zeit.
Denn durch den Investitionsrückstau der vergangenen Jahrzehnte hat das Bundesheer einen Bedarf an Rüstungsgütern, Militärtechnologie, Fahrzeugen und vieles mehr. Dies haben wir auch deutlich im Bericht „Unser Heer 2030“ dargelegt, den ich gleich zu Beginn meiner Amtszeit in Auftrag gegeben habe und der heuer im September der Öffentlichkeit präsentiert wurde. Dieser Bericht zeigt auch einen Ausblick auf die Risiken der nächsten Jahre und den Budgetbedarf dazu auf.
Bald kommt eine neue Regierung.
Die künftigen politischen Entscheidungsträger müssen nun bestimmen, welches Risiko für die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung in Kauf genommen werden soll.
Ich bin davon überzeugt, dass der Bericht „Unser Heer 2030“ die notwendigen Grundlagen liefert, um diese Entscheidung treffen zu können. Und ich hoffe, dass damit künftig auch die nötigen Ressourcen dem Bundesheer zur Verfügung gestellt werden.
Denn das Budget dafür ist leider noch nicht vorhanden. Wir brauchen eine Erhöhung des Verteidigungsbudgets auf drei Milliarden Euro – in Verbindung mit einer schrittweisen Anhebung von 0,6 auf ein Prozent des BIPs bis 2030. Das ist ohnehin weit weniger als international üblich. Was ich damit fordere, ist keine Luxusarmee, sondern die Mindestausstattung eines funktionierenden Bundesheers.
Sie alle wissen selbst: Wenn jetzt nicht in das Bundesheer investiert wird, kann der Schutz der österreichischen Bevölkerung künftig nur mehr sehr eingeschränkt wahrgenommen werden.
Auch wenn wir in einer finanziell schwierigen Zeit leben, soll Sie das aber nicht davon abhalten, mit dem größten Engagement weiterhin ihre Aufgaben zu erfüllen. Denn gerade jetzt braucht das österreichische Bundesheer gut ausgebildete, engagierte Offiziere, um aus der schwierigen Situation heraus das Beste zu gestalten.
So wünsche ich den Soldaten und Zivilbediensteten der Theresianischen Militärakademie alles Gute für die Zukunft, viel Erfolg und uns allen bessere finanzielle Rahmenbedingungen – damit die Soldaten und Soldatinnen endlich entsprechende Mittel zur Erfüllung ihrer Aufträge und zum Schutz des eigenen Lebens beim Erfüllen dieser Aufträge bekommen können.
Es lebe das Österreichische Bundesheer!
Es lebe die Republik Österreich!
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